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Kapitel 1 - Traditionen des Astronomieunterrichtes an den Trierer Gymnasien

Die Schulsternwarte der Gymnasien auf der Uni Trier steht in der Tradition einzelner Observatorien, die es zuvor an Trierer Gymnasien gegeben hat.
1822 beantragte Professor Soren, Lehrer am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) über seinen Schulleiter beim Stadtrat, den Roten Turm, zwischen Neutor und Brückentor, also am südlichen Stadtrand gelegen, für astronomische Beobachtungen benutzen zu dürfen. In der Stadtratssitzung vom 11.4.,1822 wurde der Antrag verhandelt und positiv entschieden.

 Denkmal Denkmal

Dem 1831 verstorbenen Dr. h.c. Johann Peter Wilhelm Stein, von 1816-1831 Oberlehrer am FWG, haben seine dankbaren Schüler ein Denkmal errichtet, das noch heute an der Umgehungstraße Olewig steht. Sein Schmuck weist auf die Beschäftigung Steins auch mit der Astronomie hin.
1857 veröffentlichte Professor Johann Jakob Flesch, ebenfalls Oberlehrer am FWG, eine Arbeit "Über die Bewegung der Himmelskörper". Man darf annehmen, dass auch diese beiden Lehrer in außergewöhnlichem Maße die Astronomie zum Gegenstand ihres Unterrichts gemacht haben. Es kann also als wahrscheinlich gelten, dass ein Unterricht über Astronomie stattgefunden hat, mutmaßlich wie früher vielfach üblich, im Rahmen des Mathematikunterrichtes zur Belebung der sphärischen Trigonometrie. Andererseits dürften praktische Beobachtungen eine wichtige Rolle gespielt haben. Wir dürfen annehmen, dass die genannte Schule damals oder etwas später im Besitz eines für solche Beobachtungen geeigneten astronomischen Fernrohres gewesen ist. Die Vermutung liegt nicht ferne, dass es sich dabei um den 90 mm Refraktor der Fa. Merz/München gehandelt hat, dessen Objektiv in einem Zweitfernrohr heute auf unserer Sternwarte noch gute Dienste leistet und ob seiner hohen optischen Qualität von allen Beobachtern sehr geschätzt wird.

Teleskop

In späterer Zeit, sprich bei der Errichtung eines neuen Schulgebäudes für das Realgymnasium, das heutigen Hindenburg-Gymnasiums Trier (HGT) in der Augustinerstraße, wurde der Mitte der Fassade ein Türmchen aufgesetzt, in dem eine Schulsternwarte Platz fand (Mitteilung durch OStD Karl Zengerle).Als Instrument diente ein KOSMOS-Spiegelteleskop N 110, montiert auf einem Tischstativ dieser Firma, dessen kümmerliche Reste nach dem Kriege zum Ansatzpunkt eines Neubeginns werden sollten.

HGT

Das Schulgebäude des HGT sank zwar im Kriege in Trümmer und erstand erst im Jahre 1959 neu, diesmal ohne Observatoriums­türmchen. OStD Zengerle bestand unter Hinweis auf den früheren Besitzstand auf der Einrichtung eines begehbaren Flachdachs über dem Klassentrakt, eigens gedacht für astronomische Beobachtungen (inzwischen unverständlicherweise durch das Städtische Hochbauamt zurückgebaut).
Die Geräte der naturwissen­schaftlichen Sammlungen aller Trierer Gymnasien waren gegen Kriegsende zentral erfasst und sichergestellt worden, sofern sie nicht defekt zum Altmaterial gegeben worden waren. Darunter war auch das erwähnte Instrument. Diese Gerätesammlungen sind in den folgenden Zeiten vielfach geplündert und zerstört worden, doch fanden sich in den fünfziger Jahren auf dem Dachboden des ehemaligen Direktorwohnhauses des Kaiser-Wilhelms-Gymnasiums (heute Max-Planck-Gymnasium), die ihrer Optik beraubten Reste des erwähnten Newton -Fernrohrs. Die Montierung, der anspruchsvollere Teil jedes Fernrohrs, war gut erhalten. Die meisten der damals im MPG tätigen Physiklehrer kannten wohl diese Reste und sahen sie mit Bedauern oder auch Gleichgültigkeit.